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   INHALTSVERZEICHNIS
Kurzgeschichten und Märchen              
Leichenhaftes                          
Liebe und Sehnsucht                    
Nonsens und andere Weisheiten           
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Mac's Gesammelte Werke
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Frühlingsbotschaft

L
eise zieht durch mein Gemüt
liebliches Geläute.
Klinge, kleines Frühlingslied,
kling hinaus ins Weite.

Kling hinaus bis an das Haus,
wo die Blumen sprießen.
Wenn du eine Rose schaust,
sag ich lass sie grüßen.

© Heinrich Heine (1797 - 1856)
Frühlingsglaube

D
ie linden Lüfte sind erwacht.
Sie säuseln und weben
Tag und Nacht,
sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muss sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
man weiß nicht, was noch werden mag,
das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal.
Nun, armes Herz, vergiss der Qual!
Nun muss sich alles, alles wenden.

© Ludwig Uhland (1787 - 1862)
Parabel

E
in Mensch,
der sich für stark gehalten,
versuchte, einen Klotz zu spalten.
Doch schwang vergebens er sein Beil:
Der Klotz war gröber als der Keil.

Ein zweiter sprach:
Ich werd’s schon kriegen!
Umsonst – der grobe Klotz blieb liegen.
Ein dritter kam nach Jahr und Tag.
Dem glückt’ es auf den ersten Schlag.

War der nun wirklich gar so forsch?
Nein – nur der Klotz ward seitdem morsch.

© Eugen Roth (1895 - 1976)
Tauwetter

D
ie Dächer spiegel blank,
von allen Rinnen klopfen
die trommelnden Tropfen.
O heller Klang!

Was willst du, junger Wind,
mit deinem wilden Wehn?
Lass mich entgegengehn
dem Frühlingskind!

© Richard von Schaukal (1874 - 1942)
Mutter, ach Mutter,
es hungert mich

M
utter, ach Mutter,
es hungert mich,
Gib mir Brot,
sonst sterbe ich.
Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir säen geschwind.


Und als das Korn gesäet war,
rief das Kind noch immerdar:
Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich.

Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir ernten geschwind.


Und als das Korn geerntet war,
Rief das Kind noch immerdar:
Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich.

Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir dreschen geschwind.


Und als das Korn gedroschen war,
Rief das Kind noch immerdar:
Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich.

Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir mahlen geschwind.


Und als das Korn gemahlen war,
Rief das Kind noch immerdar:
Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich.

Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir backen geschwind.


Und als das Brot gebacken war,
Lag das Kind auf der Totenbahr.

© Des Knaben Wunderhorn (ca. 1800)
Gefunden

I
ch ging im Walde so für mich hin,
und nichts zu suchen,
das war mein Sinn.

Im Schatten sah ich ein Blümchen stehn,
wie Sterne leuchtend, wie Äuglein schön.

Ich wollt es brechen, da sagt es fein:
Soll ich zum Welken gebrochen sein?

Ich grub's mit allen den Würzlein aus.
Zum Garten trug ich's am hübschen Haus.

Und pflanzt es wieder am stillen Ort;
nun zweigt es immer und blüht so fort.

© Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
Du sehnst Dich...

D
u sehnst Dich,
weit hinaus zu wandern,
bereitest dich zu raschem Flug.
Dir selbst sei treu und treu den andern,
dann ist die Enge weit genug!

© Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
Zugabe

Willst Du glücklich sein im Leben,
trage bei zu and'rer Glück.
Denn die Freude, die wir geben,
kehrt ins eig'ne Herz zurück.

© Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
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